Cari amici, liebe Comer See Freunde! Schon immer haben mich die nostalgischen Schiffe des Comer Sees, wie z. B. die Milano, sehr beeindruckt. Sie passen viel besser zum Flair der traditionsreichen Städte, Dörfer und Villen, als die zwar modernen, aber doch sehr sachlichen, unromantischen Schnellboote.
Ein guter Plan – die Rettung der Piroscafo Plinio
Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass die Vereinigung Amici del Plinio den alten Raddampfer Plinio retten wollte.
Das Schiff sollte restauriert werden und die Besucher als Museumsschiff in die Zeit seiner Entstehung zurückführen.
Das stolze 750 Personen Schiff mit seinem beeindruckenden Radkasten, dem hohen schlanken Schornstein und dem in Eiche und Mahagoni getäfelten Salon, dessen Fußboden unterhalb der Wasserlinie lag, würde so zu einem sehenswerten und würdigen Kulturdenkmal.
Dieser Plan schien zunächst Erfolg zu haben
Anfang August 2008 wurde die Plinio aufgrund dieser Bemühungen in das regionale Kulturerbe und Landschaftsmanagement der Lombardei eingebunden, bekannt als „Italian Code of Cultural Heritage and Landscape“.
Die Geschichte der Plinio
Die Piroscafo Plinio wurde 1903 in Dienst gestellt. Sie war eines der schnellsten Wasserfahrzeuge auf dem Lario und würde dort auch heute noch zu den schnellsten konventionellen Schiffen gehören. Im Mai 1927 durfte die Plinio gemeinsam mit dem Dampfer 28 Ottobre den italienischen König Viktor Emanuell III. eskortieren, der auf der Savoia eine Comer See Kreuzfahrt genoss.
Einige Jahre später gewann die Plinio bei einem Geschwindigkeitswettbewerb ein „Blaues Band“. Sie fuhr mit der Buslinie Como – Bellagio um die Wette und gewann, wie der 1995 verstorbene Kapitän Caminada berichtete: „Mit einer Ladung Kohle von höchster Qualität und maximalem Dampf in den Kesseln“.
Vor dem Wettbewerb wurde natürlich dafür gesorgt, dass auch der Bus ohne unvorhergesehene Hindernisse durchfahren konnte.
Für Caminada war die Plinio das schönste und schnellste Schiff der Larian-Flotte.
Die Tragödie der Piroscafo Plinio
Im Jahr 1973 beschloss der Geschäftsführer der Navigazione, Pietro Santini, durch eine sehr kontroverse Entscheidung den Verkauf der Piroscafo Plinio an das Nautische Zentrum Alto Lario in Colico. Nachdem man auch noch den Motor und den Kessel ausgebaut und verkauft hatte, diente das schöne Schiff als Wellenbrecher im neuen Hafen von Colico.
Anschließend wurde es als Restaurant, Pub und Eisdiele genutzt. Doch diese Geschäftsideen erwiesen sich als nicht erfolgreich. Deshalb sollte die Plinio weiter verkauft werden. Obwohl die Gemeinde Como sich für das Schiff interessierte, erhielt das Hotel La Barcaccia in Verceia am Mezzola See den Zuschlag.
Im Jahr 1999 wurde der Dampfer vom Comer See aus durch das Flüsschen Mera zum Lago di Mezzola geschleppt, um dort ebenfalls als Restaurationsbetrieb zu dienen.
Auch dieses Vorhaben endete als Misserfolg. Zwei Jahre nachdem die Amici del Plinio die Zugehörigkeit des Schiffes zum Kulturerbe der Lombardei erreicht hatten kam es zur endgültigen Tragödie.
Durch einen Sturm am 08. Dezember 2010 rissen die Taue, und das einstmals so stolze Schiff versank im Mezzola See.
Zunächst gab es Bestrebungen seitens der Amici del Plinio, das Schiff zu heben. Allerdings hat man in letzter Zeit nichts mehr von diesen Plänen gehört.
Nun umgibt die Plinio die geheimnisvolle Aura aller untergegangenen Schiffe.
Tanti saluti e a presto
Rosa Maria Lamberti